Microblogging und Barrierefreiheit (2) – Informationen finden bei Twitter und Co.
12. Februar 2009 von Kerstin Probiesch in: Barrierefreiheit, Literatur, microblogging, Social Media, Twitter
Bevor es in den folgenden Teilen um die Frage geht, wie barrierefrei eigentlich Microbloggingdienste sind, ist das Thema des zweiten Teils “Twitter und Co. als Informationskanal bzw. Recherchemöglichkeiten am Beispiel “Barrierefreiheit”.
Recherchieren in der Microblogging-”Welt”
Für das Recherchieren in der Microbloggingwelt bieten sich spezielle Suchmaschinen, wie die Twitter-Suche oder Twingly an. Eine einfache Wortsuche funktioniert dort so, wie man es von gängigen Suchmaschinen kennt. Man macht sich (im Idealfall vorher) Gedanken, welche Begriffe zu einem Themenbereich gehören, verknüpft diese, schließt Wörter aus usw. oder sucht nach nur einem Wort. Im Unterschied zu einer “normalen” Suchmaschine gibt es zusätzlich die Möglichkeit nach einem bestimmten Hashtag zu suchen.
Sogenannte Hashtags setzen sich aus einer Raute (#) und einem Schlagwort zusammen. Verwendet werden sie unter anderem, um die einzelnen Kurznachrichten (Tweets bzw. Dents, wie sie bei identi.ca heißen) zu kategorisieren, sie also einem übergeordneten Thema oder Themenbereich zuzuordnen und dadurch in einen Kontext zu bringen.
Ob man nach einem Wort oder einen Hashtag suchen will, hängt natürlich von dem ab, was man wissen möchte. So ergibt eine Suche nach “Accessibility” eine Trefferliste, in der der Suchbegriff entweder im Tweet und/oder als Hashtag vorhanden ist. Zum Beispiel:
- Headings in HTML 5 and accessibility http://muti.co.za/r/qw7
- Accessible Twitter : web accessibility for Twitter http://muti.co.za/r/qw6
- th-element, people, use the th-element. come on now… #accessibility
- Great read: “Screen Reader Survey Results” http://tinyurl.com/dmur35 #accessibility #feedly
Auf den ersten Blick scheint die einfache Wortsuche als die bessere und umfassendere Variante. Zuweilen ist die Hashtag-Suche jedoch essenziell, z.B. wenn von Konferenzen getwittert wird, was immer häufiger der Fall ist. Hier muss der vollständige Name einer Konferenz nicht vorkommen – ohnehin gilt: je länger der Name, umso weniger wahrscheinlich ist, dass er verwendet wird, da pro Beitrag/Tweet nur 140 Zeichen erlaubt sind. Man tendiert also zur Kürze und “katalogisiert” durch die Verwendung eines – meist – offiziellen Hashtags:
- Microblogging Conference in Hamburg (Hashtag: #mbc09)
- A-Tag in Wien (Hashtag: #atag08)
- European Accessibility Forum in Frankfurt (Hashtag: #eafra) (am 27. März 2009)
Noch deutlicherer wird die Relevanz der Hashtag-Suche am Beispiel des A-Tag (Konferenz zu Web Accessibility v. 21.11.2008 in Wien). Offizielles Hashtag war #atag08.
Würde man in der Twittersuche nur nach “A Tag” suchen, erhielte man auch diese – zumindest in diesem Zusammenhang – nicht besonders sinnvollen Ergebnisse:
- “Até que a essa hora da para acompanhar a tag #cparty. Sério, pra que eu fui tomar 5 capsulas de cafeina?!?! qd será q irei dormir! “
- isnt that thing at the rt bottom of my page a tag cloud? should i put it elsewhere?
Erst bei Verwendung des (richtigen) Hashtags werden Tweets aufgelistet, die tatsächlich mit dem A-Tag in Verbindung stehen.
Recherche in Microblogging-Angeboten – Pro und Contra
Lohnt sich eine Recherche in Microblogging-Welt überhaupt oder ist der tatsächliche Informationsgehalt im besten Fall übersichtlich zu nennen? Pro und Contra
Contra: Unvollständigkeit, Belanglosigkeit
- Es gibt keine Verpflichtung, seine Tweets überhaupt mit bestimmten Stichwörtern oder Hashtags zu versehen. Eine Recherche ist deswegen unvollständig.
- Jeder entscheidet selber, ob seine Tweets öffentlich sichtbar sind oder nicht. Entsprechend werden Tweets aus geschützten Accounts nicht von den Suchmaschinen erfasst
- Private Statements…belanglos und uninteressant.
Pro: Aktualität, der schnelle Weg zur Information, Reichweite
- Twitter und Co sind der schnelle Weg zur Information. Aktuelle Artikel, relevante Informationen aus Presse und Blogosphäre finden schnell ihren Weg in Microbloggindienste und
- werden aufgegriffen und verbreitet (sogenanntes Retweeting). So wurde sehr früh über Twitter verkündet, dass die mit Spannung erwarteten WCAG 2.0 offiziell sind. Der erste Tweet dazu kam von J. Spellmann. Die Nachricht wurde mehrere hundert Mal retweetet und erreichte Interessierte schneller als es die üblichen Informationskanäle (Pressemitteilungen u.a.m.) allein geschafft hätten.
Selbstverständlich ersetzt eine Recherche der Microblogging-Dienste keine Grundlagenrecherche und -information. Einen Mehrwert sehe ich aber dann, wenn Grundlagenwissen vorhanden ist und man aktuelle Diskussionen oder Meldungen mitbekommen will.
Und legt man auf private Statements wirklich keinen Wert, so gibt es die Möglichkeit sich von den entsprechenden Suchmaschinen nur die Tweets anzeigen zu lassen, die einen Link enthalten – also zu weiteren Informationen führen. Für weitere Suchmöglichkeiten lohnt ein Blick in die erweiterte Suche.
Natürlich ist auch dann keine Qualität gewährleistet, das ist allerdings nicht typisch für Microbloggingdienste, sondern gilt generell für Webrecherche.
Relevante Hashtags
Für die Suche nach “Barrierefreiheit” anhand von Hashtags empfehlen sich (natürlich) unter anderem:
- #accessibility
- #barrierefreiheit
- #bitv (steht für Barrierefreie Informationstechnik Verordnung)
- #WAI (Web Accessibility Initiative)
- #wcag (Web Content Accessibilty Guidelines)
- #wcag2 und #wcag20 (der Hashtag verweist auf die WCAG 2.0)
Will man Themen konsequent oder zumindest von Zeit zu Zeit verfolgen, so bieten sich Tweetgrid oder auch Monitter an, wo die Ergebnisse in Echtzeit aktualisiert werden (dies ist keine Aussage zur Barrierefreiheit dieser Dienste).
Außerdem ist es möglich, sich Tweets zu einem bestimmten Begriff per E-Mail zuschicken zu lassen. Anbieter sind z.B. Twilert und Tweetbeep oder man folgt denen, die hauptsächlich zum Thema “Accessibility / Barrierefreiheit” twittern – das ist durch vorhandene RSS-Feeds auch Nicht-Twitter-Nutzern möglich. Eine Liste gibt’s im ersten Teil dieser kleinen Serie: Microblogging und Barrierefreiheit (1)- Twitterliste Accessibility
am 7. März 2009 um 14:55 Uhr
Bezugnahme:
Februar 2009 im Kontext
http://hyperkontext.at/weblog/artikel/februar-2009-im-kontext/
[...] Kerstin Probiesch [Barrierefreie Informationskultur] hat das Thema Twitter auf Relevanz für Accessibility-Themen gefiltert und mit bisher zwei Beiträgen aufbereitet: [...]